Wir hören sehr viel darüber wie schön das Leben ist. Es gibt Kurse, die uns das vermitteln. Es gibt eine Flut von Büchern, die uns in sieben, zehn oder zwölf Schritten zeigen, wie gut wir es haben können. Ich sage nichts gegen diese Bücher oder gegen diese Denkansätze. Aber was mir dabei manchmal zu kurz kommt, ist die Betonung oder zumindest die Erwähnung, dass das Leben auch grundsätzlich schwer, anstrengend, ja vielleicht sogar tragisch sein kann.
Das Leben ist nicht leicht, mit seinen Anforderungen im Berufsleben, im Partnerschaftlichen, im Bereich der persönlichen Entwicklung, in Fragen des Glaubens. Überall werden wir gefordert und viele erleben, dass sie es kaum schaffen.
Sie fühlen sich überfordert. Da hilft dann auch nicht, zu sagen „Kopf hoch.“ Unsere Unruhe, unser Gefühl, nicht zu genügen, unsere Einsamkeit – sie sind alle echt. Und es ist nicht unsere Schuld, dass das Leben so ist. Es ist so und es tut gut, zu sagen, dass es so ist.
Schon das unendliche Leid auf der Welt zu sehen, kann Menschen ihre Lebenslust rauben. Oder zu wissen, dass wir in unserer zweiten Lebenshälfte langsam abbauen, zumindest körplich, kann schwer sein und manche mit Angst erfüllen. Dass wir einander manchmal nicht verstehen, selbst wenn wir uns lieben, hat etwas Tragisches an sich. Zu wissen, dass man seine Kinder nicht wirklich beschützen kann und sie ihre eigenen Fehler machen werden, fällt manchen Eltern sehr schwer.
Und trotzdem können wir nicht unbedingt Empfindsamkeit von anderen erwarten – wir müssen sie uns selbst geben. Wir müssen uns selbst und unsere Empfindungen und Gedanken ernst nehmen. Wenn wir die Schwere spüren, dann gehört sie zu uns. Sie anzunehmen ohne sich in ihr einzurichten, ist der erste Schritt mit ihr leben zu lernen.