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AutorenbildHeike Eichhorn

Über den Abschied

Dies ist der zweite Text...


Morgen findet die Beerdigung statt. Die Erinnerungen an die Einzelheiten der letzten Stunden mit meiner Mutter, sind schmerzlich aber auch mit Dankbarkeit und Demut begleitet. Es war das erste Mal, das ich während eines Sterbeprozesses dabei war, und es hat mich gelehrt, dass der Tod nicht dieser ferne Ort ist, dieses schwer fassbare "Andere", dieses ferne Land ist; er ist genau hier, alle Tage unseres Lebens.

Wenn man sich tiefer mit dem Thema Tod beschäftigt und vielleicht sogar einen Sterbenden begleiten darf, kann es tiefes Mitgefühl in uns erwecken. Ist man sich dessen bewusst, das wirklich jedes Lebewesen am Ende sterben wird, wir alle, ohne Ausnahme, am Ende gehen werden, wie kann man dann noch jemanden hassen oder jemandem etwas böses wünschen? Welch eine Verschwendung von wertvoller Lebenszeit.

Ich weiß nicht, wohin das alles führt - mein Leben, das Leben derer, die ich liebe, diese Welt -, aber dieser gegenwärtige Moment weist mir den Weg, mich mit dem Tod anzufreunden, für mich selbst und für andere.

Momentan lese ich das Buch "Das tibetische Buch vom Leben und Sterben" von Sogyal Rinpoche. Es ist ein Schatz voller wertvoller Erkenntnisse und Weisheiten. In einem Kapitel heißt :

"Trauer ist eine Wunde, die der Zuwendung bedarf, um heilen zu können. Die Trauer zu durchleben und abzuschließen bedeutet, sich den Gefühlen offen und ehrlich zu stellen, ihnen voll und ganz Ausdruck zu geben, sie unverkrampft herauszulassen und zu akzeptieren, und zwar so lange, bis unsere Wunden verheilen. Wir fürchten, dass die Trauer uns überwältigen wird, sobald wir sie akzeptieren. In Wahrheit aber löst sich Trauer, wenn sie zugelassen und durchlebt wird, auf. Trauer, die keinen Ausdruck finden darf, hält hingegen sehr lange".

Morgen findet die Beerdigung statt. Ich weiß, es wird nicht leicht. Ich würde sogar soweit gehen, und sagen, dass dies der schwierigste Gang meines bisherigen Lebens ist. Das der Schmerz mich vielleicht überwältigen wird. Aber das ist ok, ich lass es zu.


Foto: meine Mutter, 15 Jahre jung

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